Cover
Gedanken
Leseprobe
Bezug
Buch
Einklang
Kunst und Schreiben
Wenn wir Menschen aufwachsen – bereits im Mutterleib – begegnen wir einer Vielfalt von Unbekanntem und lernen unablässig. Ein intensives Erkunden bestimmt unsere Existenz. Eindrücke, Erfahrungen, Ahnungen … müssen eingeordnet werden. Wir versuchen zu verstehen.
Auf gleiche Weise entsteht ein Roman, eine Skulptur, ein Bild … jegliche Kunst. Es geht um einen Prozess der Weltentdeckung. Neue Sichtweisen, ein neues Verständnis bilden sich heraus.
Beim Schreiben, wenn ich mich in die Welt eines entstehenden Romans begebe, tauchen Sätze (Figuren, Handlungen …) in mir auf, deren Bedeutung ich oft erst beim weiteren Schreiben verstehe. Lese ich später mein Buch, eröffnen sich zahlreiche neue Aspekte. Erzählt mir ein Leser seine Eindrücke, gewinne ich einen anderen Blick auf das, was ich geschrieben habe.
So ist Kunst auf ihre besondere Weise ein Ausdruck unserer Menschwerdung im Leben. Unbewusstes kommt in die Wahrnehmung, zeigt sich den Menschen und führt ihre Begegnung mit der Welt weiter. Denn in der Kunst kann sich „materiell“ eine Idee verwirklichen, die der Betrachter nicht aus seiner Realität kennt. Ein Gemälde, eine Skulptur oder ein Buch lassen eine Wirklichkeit werden, die möglich ist, die potenziell existiert. Durch das Leben verwirklicht sich stets nur ein Weg der vielen, die gegangen werden können. Das ist das faszinierende an der Kunst: Sie erlaubt Alternativen.
Wenn dann der Leser oder Betrachter ein wenig von diesem Prozess ahnt und mit auf diese Entdeckungsreise geht, dann hat Kunst ihren Beitrag geleistet. Staunen, Freude, vielfältige Gefühle und Gedanken sind die Begleiter, wenn wir die Wirklichkeit auf solche Weise erkunden.